Deutsche Banken stehen oben auf Einkaufsliste!
Immer mehr Experten warnen vor der deutschen Bankenlandschaft, da jene zu wenig Profit mit sich bringen würde und bereits deutliche Anzeichen einer Übersättigung aufweise. Im Ausland werden derartige Aussagen mit Wohlgefallen aufgenommen, denn die Konkurrenz weiß, dass jene deutlich besser aufgestellt sind und einen enormen Hunger verspüren. Vor allem die Franzosen und Spanier sind bereits auf der Lauer.
Santander Consumer Bank und BNP Paribas möchten unter die Top 3
Ulreich Leuschner, der Vorsitzende der Santander Consumer Bank, möchte in Deutschland expandieren und seine Bank unter die Top 3 der Anbieter für Privatkundengeschäfte bringen. Derzeit liegt die spanische Bank noch auf Platz 4. Vor der Santander Consumer Bank befinden sich die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie die Direktbank ING. Doch warum gerade Deutschland? Schlussendlich ist das Privatkundengeschäft ein hartes Pflaster für die Banken geworden. Der Markt wird überrannt, sodass immer mehr Unternehmen gezwungen sind ihre Preise dahingehend ausrichten, dass sogar Girokonten kostenlos angeboten werden. Nur so ist es möglich, dass die Kunden gehalten oder überzeugt werden können, doch ein Konto bei der jeweiligen Bank zu eröffnen.
Es gibt bereits einige Banken, welche diese Angebote verteufeln und schon von einer „Aldi-Mentalität“ sprechen. Doch diese bekanntermaßen als „Aldi-Mentalität“ bezeichnete Strategie ist es jedoch, welche die Kunden holt und auch bindet. Ein weiteres Problem ist die Nullzinspolitik der EZB, sodass immer mehr Erträge der Banken wegbrechen. Auch die Profitabilität der deutschen Banken bereitet den Verantwortlichen Kopfschmerzen. So werden immer mehr Geldhäuser aufgefordert, dass sie das Geschäftsmodell überprüfen sollten. Womöglich gibt es eindeutig zu viele Banken in Deutschland, welche ähnliche oder idente Leistungen und Preise anbieten. Doch Leuschner sieht die Situation mit anderen Augen. Er findet den Markt keinesfalls übersättigt.
Santander seit 1987 am Markt – Damals noch als CC-Bank
Die deutsche Erfolgsgeschichte der Santander Consumer Bank begann bereits im Jahr 1987. Damals hieß das Geldhaus noch CC-Bank, bevor im Jahr 2008 die Spanier kamen, die Royal Bank of Scotland, danach die GE Money Bank und 2001 die schwedische SEB kauften. „Wir sind kein Nieschenanbieter mehr“, so der Vorsitzende der Santander. Das spanische Geldhaus bietet nicht nur Immobilien- oder Konsumentenkredite an, sondern hat seine Angebote auch für den Mittelstand und wohlhabende Kunden ausgebaut. In Deutschland genießt die Santander ebenfalls ein hohes Ansehen. Immer wieder, wenn von Bankverkäufen die Rede ist, traut man der Santander zu, dass sie das nächste Geldhaus übernehmen. Kein Wunder, denn die Spanier haben die Zeichen der Zeit erkannt und ihr Geschäft dahingehend angepasst.
Die Santander Consumer Bank zählt zu den erfolgreichsten Kreditbanken der Welt
„Wir verfolgen die Strategie, dass wir in jedem Markt die absolute Kostenführerschaft übernehmen“, so Leuschner. In Deutschland ist dieses Ziel bereits umgesetzt. Heute zählt die Santander Consumer Bank zu den wertvollsten Banken Deutschlands und ist – verglichen an der Kundenzahl und den Gewinnen – die wohl größte Bank der Welt. 90 Prozent verdient das spanische Geldhaus – der Grund sind 100 Millionen Privatkunden. Der weitere Vorteil: Altlasten sind nicht vorhanden. Während die HypoVereinsbank, die Sparkassen und die Deutsche Bank bereits das überfrequentierte Filialnetz verkleinern und dementsprechend versuchen, dass die Gewinne nicht direkt in die Mieten der Häuser gesteckt werden, ist die Santander Consumer Bank – im Vergleich zu den deutschen Banken – sehr schlank vertreten. 330 Filialen gibt es in der gesamten Bundesrepublik; vorwiegend ist die Santander nur in größeren Städten vertreten.
Übernehmen die Franzosen die Postbank?
Aber auch andere Banken schlagen neue Wege ein. So etwa die BNP, welche sich vorwiegend auf das digitale Geschäft konzentriert und überzeugt ist, dass die Filiallandschaft in wenigen Jahren nicht mehr existent sein wird. „Natürlich wird es immer eine persönliche Beratung geben, aber wir konzentrieren sich vorwiegend auf die Digitalisierung und das Online-Geschäft“, so der Vorsitzende der deutschen BNP Paribas Niederlassung, Camille Fohl. Auf Grund des Kaufs der Direktbank DAB von der HypoVereinsbank und der Übernahme des Online-Brokers Cortal Consors konnte die BNP Paribas sehr wohl hohe Marktanteile im Bereich des deutschen Privatkundengeschäfts für sich gewinnen. Heute wird die französische Bank als Favorit für den Kauf der Postbank gehandelt.
HSBC: Andreas Schmitz ist anderer Meinung
Doch auch die britische HSBC ist stark am deutschen Markt vertreten. Bisher ist die Bank in 73 Ländern vertreten und betreut mehr als 50 Millionen Menschen. In Düsseldorf ist die deutsche Niederlassung beheimatet; Andreas Schmitz ist Vorstandsvorsitzende und auch Aufsichtsratschef der Niederlassung. Er ist wohl – im Vergleich zu den spanischen und französischen Vertretern – zurückhaltender, wenn es um die Situation am deutschen Markt geht. „Der deutsche Markt ist, zumindest international gesehen, unprofitabel“, so Schmitz. „Man kann höchstens Marktanteile hinzugewinnen. Der Markt ist definitiv übersättigt“.