Inflation und Kredit:
Wie wirkt sich die hohe Inflation auf Ihren Kredit aus?
Das Wichtigste in Kürze
Hohe Energie- und Spritkosten, steigende Lebensmittelpreise: Im Frühjahr 2022 wird alles noch einmal deutlich teurer als schon in den vergangenen Monaten. Die Inflationsrate fällt so hoch aus wie seit rund 30 Jahren nicht mehr. Verbraucher müssen deswegen deutlich mehr für den gewohnten Lebensstandard ausgeben. Doch was bedeutet die Inflation für Ihren Kredit und Sie als Kreditnehmer? Hier gibt es ausnahmsweise einmal positive Nachrichten.
1. Was ist Inflation und wie wird sie berechnet?
Deutschlands Statistisches Bundesamt hat im Laufe der Zeit einen Warenkorb zusammengestellt. Darin sind rund 650 Produkte und Dienstleistungen, die Durchschnittsbürger gemäß statistischen Proben regelmäßig konsumieren. Für alle Waren und Dienstleistungen in dem Korb gibt es reale Preise. Diese sind in einem Verbraucherpreisindex zusammengefasst. Veränderungen wie Preissteigerungen gegenüber dem Vormonat oder dem Vorjahr ergeben dann die nationale Teuerungsrate oder Inflationsrate.
Mit der Inflation verliert Ihr Geld an Wert. Es kommt zum Kaufkraftverlust. Das heißt, mit einem bestimmten Geldbetrag können Sie sich weniger Waren kaufen als vorher. Der Kaufkraftverlust stimmt nicht mit der Inflationsrate überein.
Beispiel: Inflationsrate und Kaufkraftverlust
Im neuen Jahrtausend bewegte sich die Inflation oft um ein Prozent, erreichte in manchen Phasen auch einmal zwei oder etwas mehr Prozent. Bei zwei Prozent Inflation müssen Sie für Waren, die Sie vor einem Jahr noch für 100 Euro bekamen, nun 102 Euro zahlen. Oder umgekehrt: Für 100 Euro erhalten Sie bei zwei Prozent Inflationsrate nur noch Waren und Dienstleistungen im Wert von 98,04 Euro. Der Kaufkraftverlust beträgt in diesem Fall -1,96 Prozent.
Bei Preissteigerungen um die fünf Prozent wie im Januar und Februar 2022 mussten Sie für Waren, die Sie im Vorjahr noch 100 Euro gekostet haben, nun 105 Euro zahlen. Ihre 100 Euro waren dann nur noch 95,24 Euro wert – ein Kaufkraftverlust von -4,76 Prozent.
Fällt die Inflationsrate hoch aus, erfahren Sie zunächst einen spürbaren Kaufkraftverlust. Lohnsteigerungen, Rentenanpassungen oder auch Zinserhöhungen und mehr sollen diesen Verlust ausgleichen. Doch sie erfolgen, wenn überhaupt, immer zeitversetzt und leisten oft keinen vollständigen Ausgleich. Bei Verbraucherkrediten oder einem Immobilienkredit ergibt sich ein etwas anderes Bild.
2. Inflation und Kredit – das müssen Kreditnehmer wissen
Auf den ersten Blick machen Sie mit einem Kredit ein gutes Geschäft, wenn die Preissteigerung hoch ausfällt. Die Inflation hat auf Kredite also positive Auswirkungen.
Beispiel: Inflation und Verbraucherkredit
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- Sie haben vor ein oder zwei Jahren 10.000 Euro als Verbraucherkredit mit einem Effektivzins von 2,99 Prozent p. a. aufgenommen.
- Danach bewegten sich die Preissteigerungen Richtung fünf Prozent.
- In Ihrer Kreditrate zahlen Sie nun Tilgung und Zinsen zu einem Nominalzins von knapp drei Prozent. Bei Ihrer Bank kommt dagegen wegen der Inflation nur ein Realzins von etwa minus zwei Prozent an.
- Zugleich sinkt der Wert des Kredits laufend. Sie zahlen zwar weiterhin die vollen 10.000 Euro plus Zinsen zurück. Jedoch entsprechen diese 10.000 Euro bei fünf Jahren Laufzeit, fixem Zinssatz und fünf Prozent Inflationsrate am Ende nur noch einem inflationsbereinigten Wert von rund 7835 Euro.
Das bedeutet die Inflation für Ihren Kredit
Während Waren und Dienstleistungen bei einer Inflation teurer werden, bleibt Ihr Kredit gleich. Sie zahlen nach wie vor die gleichen Kreditraten aus Zins und Tilgung, vorausgesetzt dass Sie einen fixen Zinssatz vereinbart haben.
Dagegen müssen Sie allerdings überall mehr bezahlen, und bis Sie einen Inflationsausgleich zum Beispiel in Form einer Gehaltserhöhung bekommen, vergeht einige Zeit. Erst dann sinkt der relative Anteil der Kreditrate am monatlichen Einkommen. Ihnen steht dann etwas mehr Geld für die restlichen Ausgaben zur Verfügung, das aber schnell durch andere Teuerungen aufgefressen wird.
Betrachten Sie die Inflation aus der Sicht eines Kapitalanlegers, ergibt sich ein anderes Bild. Hätten Sie den gleichen Betrag zu identischen Zinsen für fünf Jahre angelegt, wäre Ihr Investition nun deutlich unter 8000 Euro wert – ein hohes Verlustgeschäft.
3. Sonderfall Hausfinanzierung: So wirkt sich die Inflation auf Ihren Immobilienkredit aus.
Beim Zusammenhang zwischen Inflation und Kredit kommt noch eine andere Komponente ins Spiel: Wofür haben Sie den Kredit aufgenommen? Wenn Sie dafür einen Sachwert wie beispielsweise ein Fahrzeug oder eine Immobilie erworben haben, können sie besonders profitieren. Denn diese materiellen Güter zeigen sich in Zeiten hoher Preissteigerungsraten überwiegend wertstabil.
Haben Sie mit Ihrem Kredit ein neues Auto finanziert, fällt der Wertverlust des Fahrzeugs nun geringer aus als bei niedriger Inflation. Werte von Immobilien steigen jetzt sogar regelmäßig und damit profitieren Sie als Kreditnehmer eines Baukredits deutlicher.
Ein Immobilienkredit besitzt in aller Regel eine langfristige Zinsbindung. Meist konnten Sie solche Darlehen in den letzten Jahren zu sehr geringen Zinssätzen abschließen. Hier wirkt die Inflation auf Kredite am effektivsten für Sie als Kreditnehmer. Bei einer fixen Rate für die Finanzierung und nach erfolgtem Inflationsausgleich haben Sie in der Folgezeit längerfristig mehr Geld im Monat übrig. Die Belastung durch den Kredit sinkt.
Aber es gibt noch einen anderen positiven Effekt der Inflation auf Kredite: In wirtschaftlichen und anderen Krisenzeiten mit hoher Teuerung sind Immobilien gefragter denn je. Das bedeutet, der Wert der Immobilien steigt in der Regel. Nutzen Sie die Immobilie selbst, ist diese Wertsteigerung erst einmal nur theoretischer Natur.
Beispiel: Inflation und Immobilienkredit
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- Sie haben ein Haus für 200.000 Euro gekauft; davon bringen Sie 40.000 Euro Eigenkapital ein. Sie nehmen ein Immobiliendarlehen von 160.000 Euro zu einem effektiven Zinssatz von 1,5 Prozent mit einer Tilgungsrate von drei Prozent auf.
- Die monatliche Kreditrate zu 600 Euro zahlen Sie über 27 Jahre; die Schlussrate beträgt 344,53 Euro. Kreditzahlungen (194.744,53 Euro) und Eigenkapital (40.000 Euro) ergeben am Ende zusammen 234.744 Euro, die Sie für Ihr Haus gezahlt haben.
- Bei einer jährlichen Inflationsrate von zwei Prozent hat Ihr Haus seinen Wert gesteigert. In den 27 Jahren der Kreditlaufzeit ist der Wert auf beachtliche 341.377,30 Euro gestiegen – über 100.000 Euro mehr als Sie dafür über Ihren Kredit und Ihr Eigenkapital bezahlt haben.
Kapitalanleger, die ihre Immobilien vermieten, können die Wertsteigerungen bei hohen Inflationsraten direkt auf ihre Mieter durch die sogenannte Indexmiete umlegen. Indexmieten unterliegen keiner Mietpreisbremse und garantieren kontinuierlich wachsende Mieterträge, die der Höhe der Inflationsrate entsprechen – und das bei gleichzeitigem Wertzuwachs des Objekts.
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Autor dieses Artikels: Sandy Paasch
Sandy Paasch ist bei Duratio als Online Marketing Managerin tätig. In den Duratio Finanznews schreibt sie über Neugikeiten aus der Finanzbranche und gibt nützliche Tipps rund um die Themen Finanzen, Steuern und Kredite.
Fazit zum Beitrag: „Die aktuelle Inflation, die mit steigenden Preisen für Energie, Lebensmittel und andere Güter einhergehen und somit die Kaufkraft der Verbraucher beeinträchtigt. Allerdings gibt es auch positive Aspekte der Inflation, insbesondere für Kreditnehmer. Bei einem festen Zinssatz für Kredite bleibt die monatliche Kreditrate unverändert, während die Inflation den realen Wert des zurückgezahlten Kapitals reduziert. Dies bedeutet, dass Kreditnehmer von einem günstigen Kreditumfeld profitieren können, insbesondere wenn sie Kredite für Sachwerte wie Immobilien aufnehmen, da diese in Zeiten hoher Inflation tendenziell an Wert gewinnen. Insgesamt bietet die Inflation also einige Chancen, insbesondere für Immobilienkreditnehmer und Kapitalanleger.”