Bald teure Kredite durch steigende Anleihezinsen
Waren die Zinsen für Kredite in der letzten Zeit sehr günstig, da die Europäische Zentralbank die Leitzinsen auf ein historisches Tief gesenkt hat, so müssen Sie künftig damit rechnen, dass die Zinsen wieder steigen, wenn Sie planen, demnächst einen Kredit zu beantragen. Der Grund dafür sind steigende Anleihezinsen. Wie genau sich jetzt dieses Zinsverhalten auf die zukünftigen Verbraucherdarlehen und Immobilienkredite auswirken kann, erfahren Sie in diesem Newsbeitrag.
Rendite für Bundesanleihen wieder angestiegen
Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen ist, entgegen der Erwartungen vieler Anleger, seit neun Monaten erstmals wieder über die Ein-Prozent-Marke geklettert. Viele Anleger, die auf Sicherheit setzen, hoffen, für ihre Spareinlagen wieder höhere Zinsen zu bekommen, damit die Inflationsrate endlich mit den Zinsen für das Festgeldkonto ausgeglichen werden könnte. In dieser Hinsicht ist gegenwärtig noch kein Trend abzusehen – für Sie als Verbraucher zeichnet sich eine negative Entwicklung am Kreditmarkt ab. Für das Festgeldkonto mit einjähriger Laufzeit haben sich die Zinsen gegenwärtig nicht verändert, Schwankungen traten zwischen 0,37 und 0,40 Prozent auf. Ganz anders sah das bei Hypothekenzinsen mit zehnjähriger Laufzeit aus, denn sie stiegen von 1,27 auf 1,69 Prozent. Möchten Sie Ihr Haus mit einer Hypothek beleihen, wird das teurer. Auch bei den Zinsen für Ratenkredite müssen Sie demnächst tiefer in die Tasche greifen.
Die Refinanzierungssituation der Banken wirkt sich auf die Entwicklung der Zinsen für Tages- und Festgeld aus. Kommt die Europäische Zentralbank günstig an Kapital, müssen die Banken keine höheren Zinsen für die Spareinlagen zahlen. Die Europäische Zentralbank strebt gegenwärtig nicht an, den Leitzins wieder zu erhöhen, denn er liegt noch immer bei 0,05 Prozent. Anders stellt sich der Zusammenhang bei Krediten dar, denn der Marktzins richtet sich nach Renditen für Pfandbriefe und langfristige Anleihen, der Leitzins hat keine unmittelbaren Auswirkungen. Banken nutzen zur Refinanzierung von Baudarlehen Pfandbriefe, deren Zinsentwicklung mit der Entwicklung der Zinsen für Bundesanleihen mit langer Laufzeit synchron wird. Die Immobilienfinanzierung wird mit steigenden Anleihezinsen teurer.
Nur langsame Verschlechterung der Konditionen zu erwarten
Bei Baukrediten waren bereits erste Verteuerungen zu verzeichnen, doch nach Ansicht von Experten ist nur mit einer langsamen Verschlechterung zu rechnen. Ein Grund dafür ist der starke Wettbewerb unter den Geldinstituten, denn starke Zinserhöhungen machen die Geldinstitute nicht mehr konkurrenzfähig. Die Baufinanzierung ist für viele Banken ein wichtiges Ankerprodukt, da die Risiken nur gering sind. Die Zinsen für Baukredite werden daher nicht entsprechend der Rendite für Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit steigen.
Bei Konsumentenkrediten ist eine andere Entwicklung zu erwarten, denn die Laufzeiten sind deutlich kürzer als bei den Baukrediten, was zu einer schnelleren Reaktion der Banken führt. Mit einem rasanten Anstieg ist aber aufgrund des Wettbewerbs auch hier nicht zu rechnen. Die Entwicklung ist nachteilig für die Verbraucher.
Die gefallenen Inflationserwartungen und das abgeschwächte Wirtschaftswachstum führten zu Diskussionen, ob die Bundesanleihen für die Nachfrage der Europäischen Zentralbank ausreichen. Das führte zu einem Einbruch bei den Renditen, die für Anleihen mit kurzer Laufzeit sogar in den negativen Bereich abfielen. Seit April ist wieder ein schwacher Anstieg der Rendite zu beobachten. Die Wirtschaft soll durch den Kauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank angekurbelt werden, eine Deflation soll verhindert werden. Die Notenbanken haben die Situation stark beeinflusst und die Marktsituation verändert.
Mit kurzfristigem Zinsanstieg ist zu rechnen
Setzten viele Anleger auf eine weiter fallende Rendite, so hat sich die Situation jetzt aufgrund der gestiegenen Inflationserwartung und der leichten Verbesserung der Wirtschaftsdaten geändert – die Rendite ist wieder angestiegen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, plant keine Maßnahmen gegen die schwankenden Märkte, was zu einem Vertrauensverlust bei Anlegern führt. Experten sehen einen kurzfristigen Zinsanstieg voraus. Die starken Schwankungen führen zu weniger Risikobereitschaft bei vielen Investoren, was eine steigende Nachfrage bei Staatsanleihen nach sich ziehen könnte. Die Rendite würde nur sehr schwach ansteigen, denn der Staat müsste keine hohen Renditen bieten, wenn Bundesanleihen von vielen Anlegern gekauft würden.